Oft fragen uns Kunden, ob unsere Aquarienpflanzen submers (abgetaucht, also unter Wasser) oder emers (aufgetaucht, also über Wasser) kultiviert werden. Die Frage kann ich mit einem klaren „kommt darauf an“ beantworten. ?
Was sind submerse Aquarienpflanzen?
In der Natur wachsen die meisten der für die Aquaristik geeigneten Pflanzen über Wasser. Es handelt sich also normalerweise um emerse Pflanzen. Sie gedeihen in sumpfigem Gelände oder am Ufer von Gewässern. Diese Pflanzen sind aber in der Lage, bei dauerhafter Überflutung Unterwasserblätter auszubilden und dann untergetaucht weiter zu leben. Allerdings wachsen sie unter der Wasseroberfläche langsamer und die Blätter sind empfindlicher gegen mechanische Beanspruchung. Nur die eigentlichen Wasserpflanzen sind echte submerse Aquarienpflanzen. Sie können nicht dauerhaft emers leben und sind auf das Wasser als Lebensraum angewiesen. Dazu gehören zum Beispiel die Arten der Gattungen Vallisneria, Myriophyllum, Cabomba und die Seerosen. Aber auch das bekannte Hornkraut (Ceratophyllum demersum) und die Wasserpest (Egeria densa) wachsen in der Natur immer untergetaucht.
Warum werden die Pflanzen emers und nicht submers produziert?
Die Produktion von emersen Pflanzen ist deutlich kostengünstiger als die Aufzucht unter Wasser. Wie alle Produktionsfirmen sind auch die Gärtnereien einem enormen Kostendruck ausgesetzt. Die Heiz- und die Beleuchtungskosten haben sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt. Viele kleinere Gärtnereien mussten aufgeben oder haben ihre komplette Produktion nach Asien verlagert.
Einige große und spezialisierte Gärtnereien in Holland, Deutschland und Dänemark haben jedoch durch konsequente Umstellung auf emerse Produktionsverfahren, Modernisierung und Automatisierung ihrer Produktion überlebt. Sie liefern heute qualitativ hochwertige Aquarienpflanzen aus europäischer Produktion. Alle ausschließlich submers wachsenden Pflanzen werden allerdings auch hier aus Asien hinzugekauft.
Wachsen submers gezogene Pflanzen im Aquarium besser als andere?
Nein, denn die entsprechenden Pflanzen sind auch in der Natur an wechselnde Wasserstände angepasst. Es ist auch ein Mythos, dass sie erst alle Blätter verlieren, um dann neue Unterwasserblätter zu bilden. Auch über Wasser gewachsene Blätter tragen im Aquarium zur Photosynthese bei. Bleibt die Pflanze jedoch längere Zeit unter Wasser, dann bilden sie in der Tat nach und nach besser angepasste Unterwasserblätter aus. Die bereits bestehenden Blätter unterliegen dem normalen Alterungsprozess und sterben im Zeitraum von einigen Wochen bis Monaten ab.
Bei vielen Gattungen unterscheiden sich die submersen Blätter im Aussehen allerdings grundlegend von den über Wasser gewachsenen. Bestes Beispiel hierfür ist die Rundblättrige Rotala. Während die emersen Blätter rund (lat. Name!) und grün sind, wachsen unter Wasser längliche, leuchtend rote bis rotbraune Blätter. Das sieht einige Wochen nach dem Einpflanzen natürlich erst einmal merkwürdig aus. Allerdings verwenden Aquarianer ja nur die Sprossspitzen zur Vermehrung, sodass die Pflanze spätestens nach der ersten Verjüngung nur noch aus submersen Stängeln besteht.
Deutliche Unterscheidung emerser und submerser Aquarienpflanzen am Beispiel von Echinodorus xbarthii (Barths Schwertpflanze)
Ein weiteres deutliches Beispiel für das unterschiedliche Aussehen submerser und emerser Exemplare sind die Schwertpflanzen. Die „Luftblätter“ der Schwertpflanzen sehen fast ausschließlich grün oder grün-braun gefleckt aus. Unter Wasser hingegen verwandeln sich die Pflanzen in farbenfrohe Kostbarkeiten. Leuchtend rote, lilafarbene oder rotgeflammte Blätter erscheinen nach und nach aus der Rosette. Die Pflanze ist nach einigen Wochen nicht mehr widerzuerkennen.
Aber nicht nur die Farbe der Blätter ändert sich. Während emerse Echinodoren oft elliptische, eiförmige oder lanzettliche Blattformen aufweisen, sind die Blätter submerser Exemplare deutlich schmaler, oft bandförmig oder linealisch. Viele Sorten bekommen unter Wasser leicht gewellte Blattränder.
Viele deutsche Namen unserer Aquarienpflanzen deuten auf die Unterwasserformen hin. Hat der Aquarianer zum Beispiel eine im Treibhaus gewachsene „Rubinrote Schwertpflanze“ vor sich, dann stellt er sich manchmal schon die Frage nach der Herkunft des Namens. Erst nach einigen Wochen Aquarienkultur wird deutlich, was der Namensgeber damit wohl im Sinn hatte.
Sehr interessanter Beitrag, vor allem auch der Einblick in die wirtschaftliche Situation von Wasserpflanzengärtnereien!